Beschreibung
420 Einzelpersonen und Familien mussten in der Zeit zwischen 1860 und 1946 im Dorf Ettingen (BL) den schweren Gang vor die Armenpflege antreten. Sie mussten vor fünf Männern ihre Lage schildern, ihre Versuche, sich selbst zu helfen, und ihre konkreten Mängel auflisten. Ob sie damit Erfolg hatten oder nicht, war ungewiss. Sicher aber trugen diese bedürftigen Menschen, das ist die These dieses Buches, etwas zur Entwicklung des Sozialstaates Schweiz bei: Diese Errungenschaft verdanken wir nicht nur den Gesetzen und Demarchen prominenter Personen, sondern auch einem Wandel in der Mentalität der breiten Bevölkerung. Indem bedürftige Menschen den Gang vor die Armenpflege wagten, machten sie Armut öffentlich.
Die Studie konzentriert sich auf das Dorf Ettingen, für das sie sämtliche Fälle von Bedürftigkeit über gut achtzig Jahre hinweg auswertet. Sie schildert die Entwicklung von den "verschämten Bedürftigen", welche nur in der allergrössten Ausweglosigkeit vor die Armenpflege traten, über die "unverschämten", welche ihre Ansprüche lauthals formulierten, zu den "emanzipierten Bedürftigen", welche ihre Armut nicht mehr als nur persönliches Versagen empfanden und darüber mit den Behörden sachlich verhandeln wollten. Bedürftige Menschen waren keine passiven Opfer, sondern Mitgestalter der Geschichte der Schweiz.
Zusätzliche Produktinformationen
- Medienart
- Buch
- Erscheinungsjahr
- 2008 u. älter
- Zusatz zum Titel
- Arme Menschen als Pioniere des Wohlfahrtsstaates
- Verfasser
- Hans Utz
- Reihe / Bandnummer
- Quellen und Forschungen zur Geschichte und Landeskunde des Kantons Basel-Landschaft 78
- ISBN
- 978-3-85673-271-4
- Jahr
- 2002
- Seitenzahl
- 264 Seiten
- Einband
- gebunden
- Illustrationen
- illustriert